2. Mai 2014

Rezension River Singers – Aufbruch ins Ungewisse von Tom Moorhouse


·         Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
·         Verlag: rororo
·         ISBN-10: 3499212234
·         ISBN-13: 978-3499212239
·         Vom Hersteller empfohlenes Alter: 9 - 11 Jahre
·         Preis. 12,99 €

Klappentext:
Etwas kam näher. Sylvan strengte alle Sinne an und lauschte. Kein Zweifel: Irgendetwas war in ihrem Bau. Da - ein leichtes Trippeln. Dann ein Schnüffeln. Sylvans Nackenhaare stellten sich auf. Sylvan und seine Geschwister sind voller Angst: Ein unbekanntes Tier wildert in ihrem Territorium, und das Volk am Großen Fluss droht zu verschwinden. Den vier Schermäusen bleibt nichts anderes übrig, als den heimatlichen Bau zu verlassen und sich ein neues Territorium zu suchen. Doch auf ihrer langen Reise entlang des Großen Flusses warten viele Gefahren und Abenteuer auf sie. Wird es ihnen gelingen, ein neues Zuhause zu finden?

Zum Inhalt:
Sylvan, der älteste Sohn der kleinen Schermausfamilie kann es kaum abwarten seinen Bau zu verlassen, um die große Welt kennen zu lernen. Aber er und seine drei Geschwister müssen gleich bei ihrem ersten Ausflug mit ihrer Mutter feststellen, dass dort draußen in der Wildnis eine menge Gefahren lauern, die durchaus den Tod bedeuten können. Und der Tod ist ihnen näher, als sie ahnen, denn es treibt sich ein ihnen unbekanntes Wesen in der Nähe der River Singers rum und eines nachts verschwindet plötzlich Sylvans Mutter. Nun sind die vier Geschwister auf sich allein gestellt und Sylvan versucht, unerfahren, wie er ist, seine Geschwister zu beschützen und durch die Wildnis zu bringen. Denn nach dem Verschwinden ihrer Mutter, wird ihr Bau von einer anderen Schermaus übernommen und sie müssen fliehen. Fest entschlossen zusammen zu bleiben, machen sich die Geschwister auf eine gefährliche Such nach einem neuen Zuhause.

Meine Meinung:
Das Buch hat eine Altersempfehlung von neun bis elf Jahren, was ich nachdem ich das Cover gesehen und den Klappentext gelesen hatte, bezweifelt hatte. Ich empfand die Geschichte nach diesem ersten Eindruck als gruselig. Zu gruselig für dieses Alter. Nachdem ich aber ein paar Seiten von der Leseprobe gelesen hatte, musste ich meinen ersten Eindruck dementieren. Diese Geschichte rund um die Abenteuer der vier Geschwister ist spannend, aber nicht gruselig.
Nun bin ich aber, nachdem ich das Buch meinem Sohn (im Oktober wird er neun) vorgelesen habe, aus anderen Gründen der Meinung, dass das Buch vielleicht erst ab elf Jahren empfohlen werden sollte. Ich denke, dass die Menge an Text, die kleine Schrift und die nur wenigen Bilder für neun- bis elfjährige eher abschreckend wirken. Es gibt sicher Ausnahmen unter den Kindern, aber durch meine Arbeit in der Schulbücherei der Grundschule, die mein Sohn besucht, ist meine Erfahrung, dass Kinder in diesem Alter vor solchen Texten zum größten Teil zurück schrecken. Weiter finde ich, dass zu wenig Ereignisse stattfinden, dafür aber viel beschrieben wird. Immer wieder wird von der Sage rund um den Großen Fluss Sinethis geschrieben. Und dies sehr umfangreich. Es kommt zu komplizierten Beschreibungen und Namen.
Beispiel Seite 58:
"Sylvan blinzelte in die Dunkelheit. Ein Fünkchen Hoffnung glimm in ihm auf. Sie waren Kinder des Großen Flusses, dachte er. Wenn das stimmte, konnte Sinethis ihnen vielleicht helfen. Wieder schloss er die Augen. Bitte, flehte er. Bitte bring unsere Mutter zurück. Bitte Lass nicht zu, dass Meisterin Valera unser Zuhause nimmt. Er lauschte voller Hoffnung, eine Antwort zu erhalten. Doch der Klang des Flusses blieb gleichgültig und distanziert. Sylvan erinnerte sich daran, wie er vorher geklungen hatte, als er von dem störenden Klang durchzogen war. Er suchte nach diesem Geräusch. Da. Inmitten des Gurgelns uns Plätscherns seiner Melodie war es kaum zu hören. Aber er hörte es, es passte nicht zum Rest der Melodie. Sylvan konzentrierte sich darauf. Bitte hilf uns. Worte blubberten in sein Bewusstsein. Das, was du verlangst, schienen sie zu sagen, ist nicht meine Art. Also scherte sich Sinethis nicht um ihren Verlust. Warum sollte er auch? Er war so alt wie die Steine, und ihr eigenes Lied mit ihm war so kurz wie ein Sommer. Wir opfern unser Leben für den großen Fluss, hatte ihre Mutter gesagt. Vielleicht muss er hin und wieder an seinen Teil der Abmachung erinnert werden. Damals hatte Sylvan nicht verstanden, was sie damit gemeint hatte. Doch nun, ganz alleine am Rand seiner Welt, glaubte er zu verstehen. Ist das, fragte er, deine Art, deinen Teil der Abmachung zu erfüllen? Gut. Wenn Du mir meine Bitte nicht erfüllen kannst, dann gib mir die Kraft zu kämpfen. Gib mir den Mut, für die anderen zu sorgen. Gib mir wenigstens das. Wenn nicht, dann werde ich es auch ohne dich tun. Aber ich werde es tun. Etwas in dem Lied des Flusses veränderte sich. Er wurde lauter, und es schien Sylvan, als winde sich ein Strang der Musik um ihn und durch ihn hindurch. Er hob seinen Kopf, streckte seinen Kopf und festigte seinen Entschluss. Dies ist meine Art, sang der Fluss. Fließ mit mir. Sei so wie ich. Nachgiebig, aber stark, schnell und unerbittlich. Fließ mit mir. Du wirst schwimmen und kämpfen müssen. Aber fließ mit mir. Dies ist meine Art."

Ein Kind könnte an solchen Stellen schnell den Punkt aus den Augen verlieren und die Lust weiter zu lesen verlieren. Kinder in dem genannten Alter wünschen sich mehr "Taten" bzw. mehr "Aktion". Meinem Sohn fiel es die ersten etwa 45 Seiten sehr schwer sich für die Geschichte zu begeistern. Manches Kind hätte hier das Buch schon beiseite gelegt.
Fazit:
Ich muss sagen, mir als Erwachsene gefällt die Geschichte rund um die vier Geschwister, die charakterlich sehr unterschiedlich sind und doch versuchen zusammen zu halten. Der Wert der Familie und die Verbundenheit unter Geschwistern spielt hier eine große Rolle. Ich kann mich hier gut hineinversetzen, weil ich selber die älteste von vier Geschwistern bin und auch mir wurde beigebracht, wie wichtig der Zusammenhalt unter Geschwistern ist. Doch ich denke, dass die Geschichte für Kinder von neun bis elf Jahren doch schwierig zu lesen ist.